Ein Gemälde auf Wanderschaft
- Kunst und Kultur in Neumünster

- vor 4 Tagen
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Kunstmäzenin Brigitte Gerisch gibt dem Gemälde „Der Schrei des Fasanen“ von Roderich Rusen ein neues Zuhause
Das großformatige Werk „Der Schrei des Fasanen“ des Künstlers und Kunsterziehers Roderich Rusen aus dem Jahr 1988 blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Nach zahlreichen Umzügen ziert es nun die Remise der Gerisch-Stiftung. Hier hat es sein neues, dauerhaftes Zuhause gefunden. Davon profitiert auch die Kinderklinik des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in Neumünster. Ein Lesestück.
Der am 3. Dezember 1940 in Bratislava (Slowakei) geborene Künstler Roderich Rusen (Rusen ist die Abkürzung für Rudershausen) studierte von 1960 bis 1962 Kunstgeschichte und Deutsch in Freiburg und Heidelberg. Anschließend wechselte er an die Kunstakademie in Braunschweig und dann an die Muthesius Kunsthochschule und die Pädagogische Hochschule in Kiel. Dort schloss er seine Ausbildung zum Realschullehrer für Kunsterziehung und Deutsch ab. Ab 1967 war er dann als freischaffender Künstler in Neumünster tätig und unterrichtete an Realschulen und Gymnasien, hauptsächlich an der Holstenschule, sowie in der Erwachsenenbildung. 1987 erkrankte er an der fortschreitenden Nervenkrankheit ALS und starb am 7. August 1989 daran. Im Laufe seines Lebens entstanden über eintausend Bilder; Roderich Rusen arbeitete bis zu seinem letzten Lebenstag.
Ein einzigartiges Kunsterbe, das jetzt nach und nach wiederentdeckt wird
Roderich Rusen hat ein umfangreiches künstlerisches Werk hinterlassen. Dieses umfasst Farbstiftzeichnungen, abstrakte Malereien und großformatige Acrylbilder. Acryl, Ölfarbe, Tusche, Aquarell, auf Holz, mit und ohne Rahmen, Landschaften, Tiere, Pflanzen – Rusen liebte die Abwechslung. Dabei ließ er sich unter anderem von der impressionistischen Bildsprache Paul Cézannes inspirieren. In den 1970er Jahren beschäftigten den Künstler jedoch auch Themen wie Gewalt, Armut, Stadtentwicklung und Naturzerstörung. Auch im „Der Schrei des Fasanen“ lassen sich die Themen Gewalt an Tieren und Naturzerstörung wiederfinden. Darauf ist eine schattenhafte, menschenähnliche Gestalt zu erkennen, die auf einen aufgescheuchten Fasan zielt. Eine Tötung inmitten einer wunderschönen Landschaft, die jeder Betrachter sofort als Frevel empfindet – als eine sündhafte Handlung, bei der man beinahe den Schrei des unschuldigen Tieres zu hören vermag.

„Der Schrei des Fasanen“ – die Stationen seiner Wanderschaft
Nach Rusens Tod kaufte sein Lehrerkollege Dr. Alfred Heggen das Gemälde für seine privaten Räumlichkeiten in Plön, wo er zu dieser Zeit das Gymnasium Schloss Plön leitete. Nach seinem Umzug nach Neumünster musste er es aufgrund von Platzmangel an die Holstenschule weitergeben. Bis 2024 hing das Gemälde im Lehrerzimmer des Gymnasiums, wurde dann jedoch entfernt und landete zusammengerollt im Kunstarchiv. Dort fiel es dem Museumspädagogen der Herbert-Gerisch-Stiftung Wilhelm Bühse auf. Er ebnete den Weg für eine Rusen-Retrospektive im Rahmen des Neumünsteraner Kunstfleckens 2025, bei der „Der Schrei des Fasanen” in der KulturWerk Galerie Behrendt ausgestellt wurde. Die Familie Heggen bot das Gemälde für 4.000 Euro zum Kauf an. Der Kaufpreis musste allerdings als Spende an die Kinderklinik des FEK Neumünster gehen. Brigitte Gerisch, Kunstmäzenin und Leiterin der Gerisch-Stiftung, griff privat zu, denn das Gemälde erinnerte sie an ihr eigenes, sehr naturverbundenes Leben auf dem Land. Der Kaufpreis ging wie beabsichtigt als Spende an die Kinderklinik des FEK und wird dort für die vielen kleinen und größeren Wünsche kranker Kinder und deren Eltern verwendet.
Ein neues Zuhause in den Räumen der Herbert-Gerisch-Stiftung
Nach seiner wechselvollen Wanderschaft hat das Bild nun in der Gerisch-Stiftung ein neues Zuhause gefunden. Mit den Maßen 2,20 × 2,80 Meter füllt es eine ganze Wand der Remise. Am Freitag, dem 5. Dezember 2025, fand die offizielle Übergabe statt. Unter den Anwesenden waren Dr. Sandra Melissa Rudershausen, die Tochter des Künstlers, Brigitte Gerisch, die Leiterin der Gerisch-Stiftung und Kunstmäzenin, das Ehepaar Beate und Dr. Alfred Heggen, Dr. Eva Maria Thuresson, die Chefärztin der Kinderklinik des FEK Neumünster, die Galeristin Dorothea Behrendt sowie Wilhelm Bühse, der Museumspädagoge der Herbert-Gerisch-Stiftung. Für jeden von ihnen hat dieses Bild eine besondere Bedeutung und alle sind sich einig: „Das Gemälde hat endlich seinen Platz gefunden.“ Dort kann es noch bis zum 20. Dezember während der Öffnungszeiten besichtigt werden. Danach geht die Stiftung bis März 2026 in die Winterpause. Mehr Informationen: https://www.gerisch-stiftung.de/
Dieser Beitrag erscheint ebenfalls im Bauernblatt Schleswig-Holstein: https://www.bauernblatt.com/




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